Der Forstwald

Kasernengelände: Kaufgutachten nicht vor März da

Die Zukunft des Geländes ist weiter unsicher. Kritik gibt es vor allem am fehlenden Austausch zwischen Stadt und Bürgern.

Rund 150 Personen drängen sich in die evangelische Johanneskirche. Einige von ihnen müssen stehen, so groß ist der Andrang. Der Bürgerverein Forstwald hat zu einer Diskussion über die Zukunft des Kasernengeländes geladen. Martin Linne, Beigeordneter der Stadt, und Fraktionsmitglieder von CDU, FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen stellen sich den Fragen der Anwohner.

Die Stimmung ist angespannt. Viele Zuhörer diskutieren schon vor Veranstaltungsbeginn. Der Versuch, mit einer Vorstellungsrunde das Eis zu brechen, wird jäh durch ein lautes „Das interessiert uns nicht!“ unterbrochen. Die Anwohner wollen endlich wissen, was mit dem Kasernengelände geschieht, andere Dinge sind zweitrangig. Hat die Stadt eine Aufforstung geprüft? Wenn gebaut wird, in welchem Umfang? Gibt es bereits Pläne?

Das wichtigste Argument an diesem Abend von Seiten der Besucher: Für eine Wiederaufforstung ist die Rolle des Waldgebietes als Naherholungsgebiet für Krefeld und angrenzende Städte. Heinz-Albert Schmitz von der CDU sieht das Naherholungsgebiet bereits jetzt an seinen Grenzen: „Der Forstwald ist mittlerweile zu klein und muss größer werden.“

Martin Linne möchte eine Aufforstung nicht ausschließen, weist aber auf Kosten im hohen siebenstelligem Bereich hin. Teuer ist vor allem das Abbrechen des Baubestandes und der versiegelten Flächen.

Für viele Anwohner ist das Verkehrsnetz überlastet

Er wirbt für die Möglichkeit, durch neue Bauflächen der rückläufigen Einwohnerentwicklung und Überalterung im Stadtteil entgegenzuwirken. Das Argument der Stadt, entlang der ÖPNV-Anbindung Haltestelle Forsthaus und dem kurzen Weg zur A57 Wohnraum mit Zukunftsperspektive zu schaffen, stößt auf wenig Gegenliebe. Für viele Anwohner ist das Verkehrsnetz wegen dem Durchgangsverkehr schon jetzt überlastet.

Martin Linne sitzt zwischen den Stühlen. Er befindet sich im Interessenskonflikt zwischen Stadt- und Landschaftsentwicklung. Im Umfeld größerer Städte wie Düsseldorf will das Land NRW mehr Wohnraum schaffen. Deswegen prüft die Stadt alle geeigneten Flächen. Auf dem Gelände könnte eine gemischte Bebauung realisiert werden. Jürgen Hengst von der SPD-Fraktion verspricht, dass eine intensivere Bebauung mit 120 bis 140 Wohneinheiten nicht in Frage kommt.

Joachim Heitmann von der FDP Fraktion appelliert, gemachte Versprechen einzuhalten: „Die Engländer haben versprochen, dass die Fläche an die Krefelder Bürger zurückgegeben und als Wald genutzt wird.“ Ein Versprechen zur Wiederaufforstung gab es anlässlich der Euroga 2002 von Krefeld auch an die Nachbarstadt Tönisvorst, die sich weiter eine Aufforstung wünscht.

Forstwalder wünschen sich mehr Mitbestimmung

Größter Kritikpunkt Seitens der Anwohner ist die fehlende Beteiligung an Entscheidungsprozessen. Viele haben den Eindruck, dass die Stadt bereits über die Zukunft des Geländes entschieden hat. „Als Bürger habe ich das Gefühl gehabt, dass ich kein Recht habe, meine Meinung für den Stadtteil zu äußern, in dem ich lebe“, ist eine von vielen Äußerungen, die man diesem Abend häufig hört. Martin Linne zeigt Verständnis für die Einwände und verspricht, mit den Forstwaldern im Kontakt zu bleiben: „Wir werden im Dialog bleiben. Es ist ein deutliches Zeiten, dass die Bürger mehr mit einbezogen werden wollen.“ Vor März 2018 rechnet der Dezernent nicht mit Neuigkeiten. Erst dann soll es ein Kaufgutachten geben.
Quelle: Artikel der WZ vom 29.11.2018 / M.Frauenhofer

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