In Forstwald haben sich mehr als 200 Bürger über das Online-Nachbarschaftsportal namens Nextdoor vernetzt, Tendenz steigend. Der entscheidende Unterschied zu Facebook: Eine anonyme Anmeldung ist nicht möglich.
Rund 200 Forstwalder Bürger haben sich über das neue Online-Nachbarschaftsportal Nextdoor vernetzt, Tendenz steigend. Die Initiatoren Markus Kleiner und Holger Quick, die mit großem Engagement um neue Mitglieder werben, bezeichnen Nextdoor als „Buschtrommel des Stadtteils“.
Das Prinzip ist einfach: Nachbarn werden von Nachbarn entweder per Mail oder mit der klassischen Postkarte, die über die Plattform kostenlos verschickt werden kann, eingeladen, sich anzumelden. Um sicherzustellen, dass wirklich nur Anwohner einer Nachbarschaft beitreten, müssen sie sich verifizieren: Ihnen wird von dem Unternehmen eine Postkarte mit einem Code zugeschickt. „So stellen wir sicher, dass es keine Fake-Profile gibt“, erklärt Juliane Leupold, Kommunikationsleitung von Nextdoor. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Berlin, Leupold ist aber regelmäßig in NRW unterwegs, um Termine mit Multiplikatoren vor Ort wahrzunehmen. Nextdoor liegt mit seinem Angebot im Trend und steht in Konkurrenz mit mehreren Unternehmen, die Nachbarschaften in Deutschland vernetzen wollen: Im selben Markt und mit ähnlichem Konzept sind beispielsweise auch „nebenan.de“, „wirvonhier.de“, „nachbarschaft.net“ oder „allenachbarn.de“ unterwegs.
Einmal angemeldet, können Nextdoor-Mitglieder mit anderen Usern aus der unmittelbaren Nachbarschaft Nachrichten austauschen. Und das ist der große Unterschied zum Beispiel zu Facebook: Bei Nextdoor gibt es nur Profile mit Klarnamen und Adresse. „Weil die Plattform nicht anonym ist, hält das, anders als in anderen Portalen, den Content sehr sauber, wir müssen kaum eingreifen“, sagt Leupold. Und: Niemand, der nicht auch vor Ort wohnt, hat Einsicht in den Nachbarschafts-Chat. „So kann man zum Beispiel auch posten ‚Wer kann während meines Urlaubs die Katze betreuen?‘, ohne dass die Gefahr besteht, dass irgendjemand von irgendwo das mitlesen kann“, erklärt Leupold.
In Forstwald nutzt Markus Kleiner das Portal zum Beispiel dazu, um auf den von ihm organisierten Bürgertreff im Jugendzentrum hinzuweisen. „Das ist der Idealfall: Wenn Menschen, die online vernetzt sind, sich auch persönlich kennenlernen“, sagt Leupold. „Es könnte sich mehr tun im Forstwald, deswegen habe ich den Bürgertreff ins Leben gerufen – und deswegen versuche ich auch, die Bürger über Nextdoor in Kontakt zu bringen“, erklärt Kleiner seine Motivation. Er hat schon hunderte Einladungen verschickt, viele davon wurden angenommen. „Das funktioniert ganz gut, weil ich schon immer in Forstwald lebe und viele Leute mich über mein Engagement bei den Pfadfindern kennen.“
Holger Quick, der in Forstwald der erste Nextdoor-Nutzer war, berichtet, dass er nach einer Anfrage im Portal seine Stehtische verliehen hat. „So lernt man tatsächlich mal andere Leute aus dem Stadtteil kennen“, sagt er. Es seien auch schon Zierfische vermittelt worden, Hobbygärtner hätten einen Teil ihrer Ernte über die Plattform verschenkt. „Gut finde ich, dass man die Nachbarn zum Beispiel warnen kann, wenn etwas passiert ist, eingebrochen wurde, oder so“, sagt Kleiner. Er sieht viel Potenzial in der Online-Plattform und hofft, dass die Forstwalder sie gut annehmen und intensiv nutzen. Über die Plattform kann auch zu Veranstaltungen eigenladen werden, können Fundsachen gemeldet oder Dinge zum Verkauf oder Verschenken angeboten werden.
Juliane Leupold berichtet, dass in anderen Kommunen überalterte Bürgervereine über das Nachbarschaftsforum neue Mitglieder gewonnen hätten und so Nachfolgeregelungen finden konnten. In Deutschland gibt es inzwischen rund 1500 Nextdoor-Nachbarschaften, Nordrhein-Westfalen wächst am schnellsten. Zum Vergleich: In London ist über 95 Prozent des Stadtgebiets über Nextdoor vernetzt. In Krefeld gibt 20 Nachbarschaften, sieben davon in der Pilotphase, die zweitgrößte nach Forstwald ist Dießem/Lehmheide mit rund 70 Mitgliedern.
Quelle: Rheinische Post vom 07.12.2017 / C.Puvogel