Die Schlacht bei Krefeld – 23. Juni 1758
1. Vorgeschichte der Schlacht und Hintergründe
Im Jahre 1755 begann der Konflikt zwischen den Königreichen von Groß-Britannien, Irland und Frankreich um die Vorherrschaft in Kanada, der Karibik, Indien.
Frankreich war noch in den ersten beiden Schlesischen Kriegen Bündnispartner Friedrichs des Großen von Preußen gewesen.
Mit dem Abschluss der „Konvention von Westminster“ am 15. Januar 1756 zwischen Großbritannien und Preußen über die Zahlung von Subsidien (Unterstützungsgeldern) blieb Frankreich keine andere Wahl, als auf die Seite der Gegner Friedrichs zu wechseln, im „Vertrag von Versailles“ am 1. Mai, dem am 11. Januar 1757 auch Russland beitrat. Am 27. Mai 1756 wurde der Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich erklärt; am 29. August marschierte Friedrich der Große mit einer Armee in Sachsen ein. Damit hatte auf dem europäischen Festland der „Siebenjährige Krieg“ begonnen.
Für den britischen König, der auch Kurfürst von Hannover war, war diese Region von besonderer Bedeutung, bot sie sich doch – in französische Hände gelangt – als Tauschobjekt für französische Verluste an. So wurde eine britische Armee aufgestellt, überwiegend aus Soldaten aus Hannover, Braunschweig – Wolfenbüttel und Hessen – Kassel, die unter dem Oberbefehl des Herzogs von Cumberland die Franzosen in Schach halten sollte.
Das Jahr 1757 sah Kämpfe in Böhmen (Prag, Kolin) und Indien (Plassey). Im Juni 1757 stand die französische Armee auf dem Weg nach Hannover vor der Weser. Am 26. Juli 1757 kommt es in der Nähe von Hameln zur Schlacht bei Hastenbeck. Der Sieg der Franzosen öffnete ihnen den Weg nach Hannover. Der Herzog von Cumberland unterzeichnete am 08. September die „Konvention von Kloster Zeven“. Dies bedeutet praktisch das Ende der britischen Armee in Deutschland und die vollständige Besetzung des hannoverschen und braunschweigischen Territoriums.
Durch den Verlust von Menorca im Juni 1756 wurde eine wichtige Flottenbasis der Briten im Mittelmeer besetzt.
Eine zweite französische Armee bewegte sich – mit der Reichsarmee vereint – Mitte Oktober in Richtung Leipzig mit weiterer Richtung auf Berlin. Sie wurde am 05. November 1757 bei Roßbach von einer preußischen Armee unter Friedrich dem Großen vernichtend geschlagen.
Nach dem Sieg von Roßbach hatte sich die Situation für Frankreich entscheidend verändert. Die Briten dachten an einen Einsatz der im Raum Stade stehenden Truppen unter Bruch der geschlossenen Konvention; man brauchte dazu einen geeigneten Oberbefehlshaber. Den fand man in Gestalt des Herzogs Ferdinand von Braunschweig – Wolfenbüttel, eines bewährten preußischen Generals. Die Freigabe erfolgte auf ausdrücklichen britischen Wunsch. Am 19. November 1757 übernahm der Herzog das Kommando über „His Britannic Majesty´s Army in Germany“, im weiteren Text „Alliierte Armee“ genannt, aus Kontingenten norddeutscher Staaten, später sogar britischer Truppenteile.
Der Herzog übernahm sofort die Initiative und drängte die französische Armee unter dem Marschall „Herzog von Richelieu“ zurück. Im Winter stand sie zwischen Aller / Weser und dem Rhein.Bis zum Februar 1758 war die alliierte Armee wieder hergestellt und stieß nun gegen die Weser vor. Die Franzosen unter dem neuen Oberbefehlshaber „Clermont“, waren darauf nicht vorbereitet. Er verließ die Festung Minden und zog sich nach Wesel zurück, das er am 31. März erreichte. Im April befand sich die Masse der Franzosen westlich des Rheins. Die Alliierte Armee stand im Münsterland.
Zur Vorbereitung eines Rheinübergangs wurden im Mai 1758 in den Niederlanden Schiffe gechartert und Brückenbaumaterial gekauft. Am 31. Mai waren die Schiffe in Lobith versammelt, aber die Schiffer ließen sich – wegen der Risiken – nur zu einem Brückenschlag auf niederländischem Gebiet bei Herven überreden. Er begann am Abend des 01.06.; am 03.06. wurde Kleve besetzt.
Die Franzosen zogen sich nach Rheinberg zurück. Der Angriff Herzog Ferdinands am 12.06. misslang; die französische Armee ging mit ihren Hauptkräften bis Neuss zurück; starke Vortruppen blieben bei Krefeld. Clermont erhielt nach seinem Eintreffen in Neuss die Weisung aus Paris, zum Angriff überzugehen, „um die französische Waffenehre zu retten“. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, erhielt er eine neue Weisung am 19.06., Verstärkung abzuwarten. Da der Vormarsch nach Norden bereits begonnen hatte, entschloss er sich zur Verteidigung im Raum südlich von Krefeld unter Nutzung des günstigen Geländes südlich der Landwehr.
Die alliierte Armee lagerte ab dem 20. Juni in der Linie Kempen – Hüls, mit Frontrichtung nach Süden; das Hauptquartier befand sich in Kempen.
Die französische Armee lagerte seit dem 19. Juni verteidigungsbereit im Raum südlich St. Tönis – Krefeld, mit Hauptquartier in Fischeln.
Der Herzog Ferdinand erkundete bis zum 23. Juni das Gelände vor dem französischen Lager von den Kirchtürmen von Krefeld (22.06.) und St. Tönis (23.06.).
1. Die Schlacht bei Krefeld
Am frühen Morgen des 23. Juni marschierte die Alliierte Armee aus ihrem Lager ab, eingeteilt in drei Gruppen (das Gepäck blieb unter Bewachung im Lager):
Der linke Flügel unter General von Spoerken (Hannover) marschierte auf Krefeld zu. Das Zentrum unter General v. Oberg und der rechte Flügel unter Herzog Ferdinand persönlich (der Erbprinz von Braunschweig kommandierte die Infanterie, der preußische General Herzog von Holstein die Kavallerie) marschierten auf St. Tönis zu. Die ca. 32.000 Mann erreichten nach ca. 1 Stunde Marsch den Raum 1000 m nördlich St. Tönis bzw. 1500 m nordwestlich Krefelds.
Die Franzosen (ca. 47.000 Mann) lagerten südlich der Landwehr mit Vorposten in Krefeld, St. Tönis und Anrath.
Nach einer erneuten Aufklärung vom Kirchturm in St. Tönis bestimmt Ferdinand, dass Oberg gegen die Durchlässe der Landwehr „Am Stock“ und „Hückelsmay“ vorgehen soll. Er wurde dazu durch Infanterie und schwere Artillerie der Gruppe Spoerken verstärkt. Der rechte Flügel sollte in den Rücken des französischen linken Flügels geführt werden. Dort wollte der Herzog den Angriff selbständig beginnen.
Gegen 8 Uhr wurde der Vormarsch fortgesetzt. Oberg und Spörken marschierten in ihre Einsatzorte. Herzog Ferdinand setzte den Marsch fort. Die Marschwege waren offensichtlich ungenügend erkundet. Schlechte, enge Wege und vor allem der Übergang über den Abzugsgraben bei Berschelsbaum zwangen häufiger zur Auflösung der Formation und verzögerten das Vorwärtskommen. Vor allem Kavallerie und Artillerie fanden in den vielen Gräben ernstzunehmende Hemmnisse für ihren Marsch. Die französischen Sicherungen bereiteten keine ernsthaften Schwierigkeiten. Erst die Anrather „Sicherung“ meldete nach Rückzug dem französischen Hauptquartier die Angriffsvorbereitung.
Die Annäherung Obergs war nicht unbemerkt geblieben. Als Oberg und Spörken gegen 12 Uhr das Feuer aus den Geschützen eröffneten, fühlte sich die französische Leitung bestätigt, die mit einem Angriff von der Landwehr her gerechnet hatte. Wie sich zeigen sollte, war die Reserve bei Fischeln hinter dem rechten Flügel sehr ungünstig aufgestellt.
Beim unerwarteten Erscheinen der Alliierten hinter dem linken Flügel hatte das zweite Treffen der Franzosen Kehrt gemacht und hinter dem Flötgraben Stellung bezogen.
Im Wirkungsbereich der französischen Geschütze hatte der Herzog seinen Aufmarsch fortgesetzt.
Nach dessen Abschluss befand sich der linke Flügel ca. 400 m südlich Platenhof, der rechte Flügel rund 800 m südlich Klörenhof. Dahinter formierten sich Dragoner als Deckung. Der Aufmarsch war gegen 13 Uhr abgeschlossen.
Der Feuerkampf begann gegen 13 Uhr. Den hannoverschen Grenadieren gelang es im Bereich des Levenhofs nicht, den Übergang zu erzwingen. So wurde das gesamte erste von zwei Treffen zum Angriff befohlen. Das Gefecht wurde bis ca. 15 Uhr durch zahlreiche Einzelkämpfe zersplittert.
Diese Phase zwischen 14 und 17 Uhr finden Sie im vorderen Teil unseres Dioramas wieder. Im Hintergrund sehen wir die Städte Krefeld und St. Tönis. Vor der Landwehr das erste französische Treffen, links der Stockshof, hinter dem Übergang „Am Stock“, weiter rechts der Durchgang „Hückelsmay“, dahinter das Baumschließerhaus.
Im Vordergrund der Angriff der alliierten Infanterie, der es nach zähem Ringen gelungen ist, an einigen Stellen den Graben zu überschreiten, im Kampf mit der französischen Infanterie. Die roten Uniformen der Hannoveraner, die blauen der Braunschweiger und Infanterie aus Hessen-Kassel. Auf der französischen Seite dominiert die weiße Farbe der Uniformen.
Im hinteren Bereich, durch eine gedachte Trennlinie abgeteilt, sehen wir den nach etwa 17 Uhr begonnen Kavallerieangriff unter dem Herzog von Holstein.
An der Spitze die hellblau uniformierten preußischen Dragoner, die auf französischer Seite auf die Karabiniers des Comte des Gisors treffen (Sohn des französischen Kriegsministers, der in der Schlacht tödlich verwundet wird und wenige Tage später in Neuss stirbt).
Die Reiter werden zurückgedrängt. Die Infanterie des Erbprinzen vertreibt schließlich nach heftigem Kampf die Franzosen aus ihrer Stellung hinter dem Flötgraben und formiert sich wieder auf der Nordseite. Dort halten sie einem französischen Kavallerieangriff stand. In der Zwischenzeit hat auch die Kavallerie den Graben überschritten.
Der französische linke Flügel ist geschlagen. Die Alliierten gehen nach Osten vor. Die zu spät eintreffenden französischen Reserven bremsen dieses Vorgehen, dem sich auch Oberg nach seinem Übergang über die Landwehr anschließt. Sie decken den gegen 19 Uhr einsetzenden Rückzug. Praktisch unverfolgt gehen die Franzosen in der Nacht auf Neuss zurück.
1. Das Ergebnis und das Ende des Krieges
Vom moralischen Erfolg und dem Eindruck in London abgesehen, trägt der Sieg keine Früchte. Im Juli wird die Festung Düsseldorf erobert, aber bereits im August 1758 muss sich der Herzog wieder über den Rhein zurückziehen.
Am 1. August 1759 schlägt die Alliierte Armee, jetzt durch britische Truppen verstärkt, die Franzosen unter Broglie und Contades bei Minden. Bis zum Waffenstillstand im November 1762 hält Ferdinand Westfalen als westliches Vorfeld von Hannover, gestützt auf die Festungen Münster, Hamm und Lippstadt; nach Süden wird an der Diemel und im Raum Göttingen verteidigt. Das letzte Gefecht auf dem westlichen Schauplatz findet im Herbst 1762 in der Nähe von Marburg statt, an der „Brucker Mühle“ bei Amöneburg.
In Kanada, Indien und der Karibik wird gekämpft. Seit 1761 sind auch Spanien und Portugal Kriegsteilnehmer.
Der Frieden zwischen England und Frankreich wird am 10. Februar 1763 in Paris geschlossen; die Zahlungen an Preußen waren schon 1761 eingestellt worden. England ist gestärkt aus den Kampfhandlungen hervorgegangen. Spanien muss Florida abtreten im Tausch gegen Havanna; in Indien und der Karibik sind britische Interessen erfolgreich durchgesetzt worden. Es ist der Beginn des „Britischen Empire“.
Frankreich geht verschuldet aus dem Krieg hervor, unterstützt im Unabhängigkeitskrieg die Amerikaner gegen Großbritannien und erlebt danach die Französische Revolution.
Preußen steht in allen Jahren immer „mit dem Rücken zur Wand“. 1759 Schlacht bei Kunersdorf: Uneinigkeit der Sieger rettet Preußen („La miracle de la maison de Brandenbourg“). Nach den Siegen von Liegnitz und Torgau finden sich bei allen Kriegsteilnehmern Anzeichen allgemeiner Erschöpfung. Da stirbt am 5. Januar 1762 die Zarin Elisabeth von Russland. Ihr Nachfolger Peter III. ist am Krieg nicht mehr interessiert. Russland verläßt im Mai 1762 die Koalition mit dem „Frieden von Petersburg“. Preußen ist gerettet. Das letzte Gefecht des Krieges mit Österreich spielt sich in Sachsen ab, bei Freiberg. In Sachsen wird auch der Frieden zwischen Preußen und Österreich geschlossen, am 15. Februar im Schloss Hubertusburg. Aus dem „Frieden von Hubertusburg“ geht Preußen gestärkt hervor. Schlesien bleibt preußisch und Preußen hat seinen Platz als „5. Großmacht“ in Europa behauptet.