Eltern der Forstwaldschule schlagen Alarm: Die Sanierung des seit Ende der Sommerferien 2018 gesperrten Klassentrakts von Krefelds kleinster Grundschule geht nicht voran. Kritik entzündet sich auch an der mangelnden Informationspolitik der Verwaltung. Weder Eltern noch Schulleitung sind nach eigenen Angaben bisher darüber in Kenntnis gesetzt worden,
wann mit Beginn und vor allem Fertigstellung der Bauarbeiten zu rechnen ist. Hintergrund:
Am ersten Tag der Sommerferien im vergangenen Jahr waren, wie seinerzeit ausführlich berichtet, im Ostflügel der Schule massive Schäden entdeckt worden. Ein hinzu gerufener Statiker urteilte, dass die fünf Klassenräume nicht mehr genutzt werden können. Das sind fünf Klassenräume einer Schule, die überhaupt nur fünf Klassen hat. Seither sind zwei Schulklassen und der Offene Ganztag in Containern auf dem Sportplatz untergebracht.
Bianca Horns, Mutter einer Zweitklässlerin, nennt die aktuelle räumliche Situation „die Katastrophe schlechthin“. „Seit der Räumung des Gebäudes ist absolut nichts passiert“. Der Unterricht in den Container-Klassen sei für Kinder und Lehrer sehr stressig. „Durch den nebenan untergebrachten Ganztag, der auch im Vormittagsbereich genutzt wird, wenn Kinder Freistunden oder früher Schulschluss haben, ist die Geräuschkulisse in den nicht schallgedämpften Containern sehr hoch“, sagt sie. Nach ihrem Empfinden seien die Lehrer mit der Situation völlig überfordert, schlechte Luft und mangelnder Platz sorgten für Stress. „Die Container sind ja nicht isoliert, deswegen läuft die Heizung auf voller Kraft, die Heizkörper sind so heiß, dass die Kinder sich daran verbrennen können“, sagt sie. Es stinke in den Containern, weil es an Luftzirkulation mangele. Die Kinder hätten Kopfschmerzen und seien „völlig kaputt“. „Aufgrund der Enge können sich die Kinder auch nicht kreativ ausleben, weder im Kunst- noch im Sachkundeunterricht“, sagt Horns. Sie kritisiert auch, dass in den Klassen die falschen Tafeln hängen: „Es fehlen die Linien, mit deren Hilfe die Kinder Schönschrift üben.“ Nachfragen beim zuständigen Amt nach den richtigen Tafeln seien im Sande verlaufen. „Man wird vertröstet, passieren tut aber nichts. Ein Mitarbeiter des Amtes lässt sich sogar verleugnen“, sagt sie.
Im Winter seien immer wieder die Container-Toiletten außer Betrieb, so dass die Kinder ohne Jacken und in Hausschuhen allein über den Sportplatz und den Weg ins Hauptgebäude laufen würden. „Das war zwischenzeitlich auch gefährlich, weil der Weg nicht abgepollert war“, sagt sie. Erst nach den Herbstferien habe die Stadt die Poller gesetzt, zwischendurch habe der Hausmeister versucht, Autofahrer behelfsmäßig mit Hilfe von kleinen Pylonen am Befahren des Weges zu hindern.
Besonders kritisiert die Mutter aber die Informationspolitik der Verwaltung. „Es passiert nichts und man erfährt auch nichts“, sagt sie. Seit einer Informationsveranstaltung nach den Sommerferien herrsche buchstäblich „Schweigen im Walde“. Auch die Schulleiterin Beate Gather bestätigt, keine Information darüber zu haben, wie es nun weitergehen soll. Die Bauarbeiten hätten jedenfalls noch nicht begonnen. „Ich denke, dass jeder bei der Stadt sich bemühen wird, die Sanierung über die Bühne zu bringen. Wenn ich jede Woche dort anrufe, geht es auch nicht schneller“, sagt sie auf Anfrage unserer Redaktion. Sie wolle keine schlechte Laune verbreiten. Und: „Ich bin ein geduldiger Mensch.“ Sicherlich seien die Lehrerinnen mehr belastet. „Aber“, sagt Gather, „es fällt kein Unterricht aus, und wir haben uns in die Situation eingefunden.“
Die Verwaltung reagiert sieben Wochen nach der ersten Anfrage unserer Redaktion vom Dezember. Ein Stadtsprecher schreibt: „Auch wenn die Schüler in den Behelfsklassen zurzeit gut untergebracht sind, wird alles daran gesetzt, die sehr umfangreiche Baumaßnahme forciert voranzubringen. Wir befinden uns nach wie vor bei der Erstellung der Leistungsverzeichnisse. Parallel dazu läuft das Bauantragsverfahren mit den beteiligten Fachbereichen.“ Mit der Sanierung der nicht mehr nutzbaren Klassenräume im Gebäude C sei am 16.Juli 2018 begonnen worden, sie dauere bis heute ununterbrochen an. Das Fehlen von Handwerkern an der Baustelle liege in der Tatsache begründet, dass vor dem Handwerk erst die Planung anstehe. So sei die Verwaltung noch bis Mitte April mit der Planung beschäftigt. „Hierzu gehören die Statik, der Bauantrag, die Bearbeitung des Bauantrags bei der Bauordnung, die Erstellung der Leistungsbeschreibungen der einzelnen Gewerke sowie das Vergabeverfahren mit Vergabe.“
Das Vergabeverfahren werde nun eingeleitet. Im April soll mit den Rohbauarbeiten begonnen werden. Die Ausbaugewerke werden demnach ab Mai beginnen können, so dass zu den Sommerferien Bauteil C wieder nutzbar ist und Bauteil A geräumt werden kann. Bauteil A soll zu den Herbstferien fertig saniert sein. Der Unterricht kann nach den Herbstferien in allen Gebäudeteilen stattfinden.
Artikel der RP vom 16.02.2019 v. C.Puvogel