Etwa 126 Hektar ist das Waldgebiet noch groß, das im südwestlichen Zipfel des Krefelder Stadtgebiets liegt. Der Kaufmann Gerhard Schumacher erwarb das Areal 1822 von der Gemeinde Vorst und ließ einen Kiefernwald anlegen, der nach einigen Jahren durch einen Brand vernichtet wurde. Kurz darauf erfolgte eine neue Aufforstung. Die Wege wurden so angelegt, wie sie heute noch vorhanden sind. Viele der Bäume sind fast 200 Jahre alt. 1929 kaufte die Stadt den größten Teil des Waldes. Täglich nutzen etliche Läufer, Reiter, Radfahrer und Spaziergänger den Forstwald zur Naherholung.
Die Krefelder FDP-Fraktion, der Günther Porst als Ratsherr angehört, hatte sich gegen die Bebauung ausgesprochen. „Wir wollen keine Splittersiedlung im Außenbereich“, sagt Fraktionschef Joachim Heitmann. Das sei städteplanerischer Unsinn. „Das Kasernengelände schließt nicht an eine vorhandene Bebauung an, dort Häuser hinzusetzen, ist eine Zersiedelung der Landschaft.“ Stattdessen möge Krefeld sich auf das besinnen, was die Stadt ausmacht: die über viele Jahrzehnte gewachsenen Grünflächen. „Die Stadt im Grünen – dieses Image sollte gepflegt werden, und das könnte man mit der Aktion Aufforstung sehr gut.“
FDP und Bürgerverein fordern die Wiederherstellung der geschlossenen Kulturlandschaft Forstwald, für die schon 2003 fast 1500 Unterschriften gesammelt worden waren, und hoffen, dass der Klimanotstand, den auch Krefeld ausgerufen hat, und die Kraft der Jugendbewegung „Fridays for Future“ ihnen in die Karten spielen. Die jungen Menschen haben explizit gefordert, dass versiegelte Flächen in Grünbereiche umgewandelt werden sollen und auf die Erschließung neuer Stadtteile verzichtet werden müsse.
„Ganz aktuell hat eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich außerdem nachgewiesen, dass die Klimakrise durch nichts so effektiv bekämpft werden kann wie durch Aufforstung“, weiß Günther Porst. Durch das massive Anpflanzen von Bäumen sei es möglich, die Erwärmung der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen, heißt es in der Studie. Um eine Zahl zu nennen: Gut 8000 Bäume würden auf den 16 Hektar des ehemaligen Kasernengeländes Platz finden. Die wären auch für die Frischluftzufuhr, als Temperaturausgleich und zur Sicherung der Wasserschutzzone ein großer Gewinn, sagen Porst und Heitmann.
Rückendeckung bekommen die Verfechter der Aufforstung vom BUND, der fordert, auf weitere Versiegelung gerade im Wassergewinnungsgebiet Forstwald zu verzichten und stattdessen Bäume anzupflanzen. Und auch beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft weiß man um den Wert der Bäume: „Wälder speichern Kohlenstoff. Zudem ersetzen Holzprodukte fossile Brennstoffe und energieintensive Materialen. Damit werden alleine in Deutschland 14 Prozent der Treibhausgas-Emission eingespart“, erklärte Peter Bleser, Staatssekretär im Bundesministerium bei einer Tagung der Forstwirte.
Günther Porst und Joachim Heitmann hoffen, dass der Zeitgeist jetzt zum Umdenken führt und Krefeld das Kasernengelände im Forstwald kauft, um es aufzuforsten. „Als Wald würde das Areal auch nur ein Zehntel dessen kosten, was die BIMA für das Gelände als Bauland haben will“, ist Porst sicher. Das gilt übrigens auch für den Bereich, der auf Tönisvorster Stadtgebiet liegt.
Artikel der RP vom 23.07.2019 Autor: Stephanie Wickerath